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Die Strassburg-Abwurfpostkarte von der Mainzer-Fahrt des LZ 4
Sieger-# I. A.

Diese Postkarte wurde bei der Überfahrt von Strassburg, gegen Mittag des 4. Augusts 1908, von dem Motorenmonteur Georg Hohlfeld aus dem Luftschiff LZ 4 abgeworfen. Das Luftschiff befand sich dabei auf der ersten Etappe, der als Beweis der Verkehrstüchtigkeit geplanten 24stündigen Dauerfahrt, der "Großen Fahrt" von Manzell entlang des Rheins nach Mainz. Diese Fahrt ist heute auch als "Echterdinger Fahrt" bekannt, da LZ 4, bei der Rückfahrt am 5. August 1908, nach einem Motorschaden und einer dadurch bedingten Fahrtroutenänderung und einer Zwischenlandung in Echterdingen bei Stuttgart, durch eine Gewitterböe abgetrieben und beschädigt wurde und in wenigen Sekunden verbrannte.

Die seltene Zeppelin-Vorläufer-Ansichtskarte stammt noch aus dem 19. Jahrhundert und wurde von dem Verlag Ernst Kramer in Friedrichshafen herausgegeben. Sie zeigt auf ihrer Rückseite den damals zukünftigen Ersten Aufstieg des Luftschiffes LZ 1 (er fand erst am 2. Juli 1900 statt) und die schwimmende Halle in der Bucht von Manzell.
Die Karte, mit der Verlagsnummer 1528,
hat den Titel: Das lenkbare Luftschiff des Grafen Zeppelin.

Sie trägt unter der Abbildung die handgeschriebenen Verse:

Ich kom(m) aus der Luft
mit dem Grafen Zeppelin
Zog aus von des Bodensee Strands

Zu künden den Ruhm
unseres größten Man(n)´s
des Luftschiffers
vom Schwabenlande

Über der Abbildung steht:

bitte trag mich zum nächsten Briefkasten

Die Vorderseite trägt eine Adresse von zweiter Hand:

Herrn
Ernst Kramer
Friedrichshafen a/B
Wilhelmstr. 16

Wie aktuelle Recherchen ergeben haben, hat Ernst Kramer eigenhändig die Rückseite, der von seinem Verlag herausgegebenen Zeppelin-Vorläufer-Ansichtskarte, beschriftet und seinen ovalen Namensstempel als Absenderangabe, rechts-oben auf der Kartenrückseite, abgeschlagen (S. Familien- und Firmengeschichte Ernst Kramer).
Vor der "Großen Fahrt" nach Mainz, muss Ernst Kramer wohl ein ihm bekanntes Mannschaftsmitglied gebeten haben, die Karte zu befördern - und sie ihm auch als Abwurfpostkarte wieder zukommen zu lassen.
Durch einen Vergleich mit der Handschrift auf der Abwurfpostkarte von Worms - lässt sich eindeutig Georg Hohlfeld als Schreiber der Adresse identifizieren. Es ist evident, dass Georg Hohlfeld auch die Karte abwarf, da er in der hinteren Gondel des Luftschiffes Dienst tat, wogegen Graf Zeppelin und die unter seiner Aufsicht stehenden Offiziere in der vorderen Gondel solche privaten Gefälligkeiten generell ablehnten.

Außer den Versen von Kramer und dessen Anschrift trägt die Karte noch drei ausführliche Findervermerke.
Auf der Vorderseite steht quer - durch einen Strich von der Adresse getrennt:

Über Straßburgs Häusersteppe
Fuhr eben Zeppels Aëromoppel.
die Karte flog mir an den
Kop(f)p
Hurrah! Hurrah! Hurrah
Stopp!

Und auf der Rückseite, innerhalb der Abbildung, folgt weiter:

Herzliche Grüße vom Zeppelrekord
Hermann Ringler Straßburg E.
Steinring 11 II

Dieser humorige Findervermerk des Herrn Ringler gibt genau die Stimmung der Wartenden wieder, die sich, mit  verballhornendem Reimen auf den Namen "Zeppelin", die Zeit bis zur Überfahrt des Luftschiffes vertrieben; so beschrieben in dem Buch von Georg Biedenkapp, Graf Zeppelin, Braunschweig (1909). Auf Seite 87 steht:
Stundenlang standen an manchen Orten auf Plattformen oder Türmen dicht in drangvoll fürchterlicher Enge die Wartenden. Die Spannung stieg mit jedem Telegramm, welches vermeldete, Zeppelin habe jetzt Strassburg, jetzt Maxau gekreuzt. Mancher harrte trotz Sonnenglut auf dem Dache aus. Unzählige Witze über Zeppelin und Zipperlein, über die Zappelline und Zippellene wurden gerissen, um die Ungeduld zu vergnügen oder zu entspannen.

Zwei weitere Findervermerke befinden sich noch auf der Rückseite.
Links, in und neben der Abbildung:

Gruß  Else Friedel
Strassburg i/E Manteuffelstraße 6

Rechts, neben der Abbildung:

ebenfalls die besten Grüße
aus Straßburg Berta H...

Und darüber, in der Abbildung:

Metzgergiessen 15 II

Die in den drei Findervermerken genannten Straßennamen sind im Stadtplan von Strassburg verzeichnet.

Für die postalische Inlandsbeförderung ist die Karte mit einer 5-Pfennig-Freimarke, DR Michel# 85 I a, portogerecht frankiert. Die Entwertung der Marke geschah durch einen Abschlag des Kreisstegstempels mit Gitterbogen oben und unten, mit der Textanordnung bozbu, Strassburg/-4.8.08 2-3 N/* (ELS.) 1 P.


Die postalische Verwendung einer Zeppelin-Vorläufer-Ansichtskarte, mit der Abbildung des noch zukünftigen Ersten Aufstieges eines Zeppelin-Luftschiffes, ihr einzigartiger Text, ihr Abwurf am 4. August 1908, dem Ersttag der Zeppelinpost in Deutschland, und die drei Findervermerke machen die Strassburg-Abwurfpostkarte zu einem Spitzenstück der Deutschen Zeppelinpost.

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